Liebe Mama Lotta und Mama Christel, liebe Betty, liebes Julchen !                        22.08.2014


Hier schreibt Euch Eure Ilvy.

Seit einer Woche nun bin ich nicht mehr bei Euch, sondern bei den Friedrichs.

Eva und Roland waren schon öfters mal bei uns, schon, als ich noch in Deinem Bauch war, liebe Mama Lotta.

Bestimmt könnt ihr Euch noch an die beiden erinnern.


Der Tag des Abschieds war schwer. Plötzlich wart Ihr alle nicht mehr da und ich saß

in einer brummenden Metallkiste, umarmt von der auch ganz aufgelösten Menschenfrau Eva. Ich war sehr unruhig und zappelte umhüllt von der roten Decke, die nach meinem Rudel duftete.

Eva hätte mich so gern beruhigen wollen, aber es war doch alles so fremd.

Erst als ich mich auf der Fahrt in ein Körbchen einrollen konnte, Eva mich sanft streichelte und mich tröstete, schlief ich ein. Am Steuer saß Roland, auch sehr aufgeregt und besorgt. Er fuhr ganz vorsichtig, damit ich mich nicht ängstigen sollte.


Bei der Ankunft so gegen 17 Uhr waren die beiden schon ein bisschen beruhigter. Wohlgemerkt: Ein bisschen.

Die waren schon sehr besorgt um mich. Eigentlich ja schön...


Die brummende Kiste blieb also nach 45 Minuten Fahrt irgendwo in der Fremde stehen.















Roland trug mich auf dem Arm hinter ein Haus, wo alles so anders duftete als zuhause.

Hier gibt’s rund um den Garten soviele Bäume, das könnt ihr Euch gar nicht vorstellen.

Hinter diesem besagten Haus, das nun meine Heimat werden sollte, sind die beiden erstmal mit mir in die Wiese. Sehr schön, muss ich sagen. Schüchtern hab ich ich umgesehen und mich auch gelöst.

Da haben sich die beiden Menschen gefreut.



Zeitweise war mir schon Angst und Bang, aber die Neugier hat mich dann doch gepackt und ich habe den Garten mal ein Stück weit erkundet und immer, wenn's mir mulmig war, bin ich zu Eva, die mich dann behütet hat.



Auch Roland ist ein guter Beschützer, er trug ständig meine Rudel-Schnuffel-Decke mit, damit mich der Geruch an Euch Lieben erinnern und somit auch beruhigen sollte.



Danach haben die mir die Wohnung gezeigt bzw. mir gesagt, ich könnt mich ruhig mal umschauen. Mir schien, als sollte ich hier länger bleiben. Da gab's einige Schlafstätten, die mehr oder weniger schön, dafür aber umso wärmer gepolstert waren. Wissen die denn nicht, dass Sommer ist ?
Naja, ich hab mich zwischendurch zum Abkühlen mal auf den Boden gelegt. (Mittlerweile haben die beiden diese Winter-Woll-Kuschel-Körbchen mit schönen Baumwolltüchern ausgelegt, da liegt sich's gleich viel besser).


Zurück aber zu meiner ersten Wohnungsbesichtigung:

Die Wohnung ist klein, aber überall ist ein gemütlicher Liegeplatz eingerichtet, von wo ich alles gut überblicken kann, mich aber auch mal zurückziehen kann.

Die beiden Menschen wuseln nämlich ständig um mich herum und beobachten mich, manchmal mit gaaanz viel Liebe im Gesichtsausdruck, manchmal aber auch verwundert.

Ich glaube, die beiden sind überbesorgt und denn die beobachten mich ununterbrochen.

Wer weiß, was in diesen Zweibeinern vorgeht?


Das Essen hier ist gut. Nur am ersten Abend hab ich meine Portion nicht vollständig aufgefressen.

Die Näpfe waren auch so eigenartig und schimmerten so seltsam und machten Geräusche, die ich nicht kannte. Das ist auch besser geworden. Ich hab schon die dritte Napf-Generation hier stehen,

der zweite Wassernapf ließ sich so wunderbar verschütten. Ein Riesen-Gaudi (jedenfalls für mich).

Was mir aber wirklich gut gefällt, ist, dass ich meine Portion nicht mehr teilen muss.


Und so ging der erste Tag zu Ende und mir wurde mein Schlafplatz neben Evas Bett gezeigt.

Gemütlich eingerichtet und doch nicht wie zuhause, bei Euch, Ihr Lieben.

Noch ein paar Kuscheleinheiten, dann bin ich eingeschlafen...und bald wieder aufgewacht.

Ich war in der Fremde. Ohne Euch. Die Friedrich-Menschen geben mir viel Liebe, aber die erste Nacht war nicht leicht. Der Duft aus der Kuscheldecke hat mich an Euch erinnert. Das hat mir geholfen, irgendwann wieder einzuschlafen.


Wenn ich mich lösen wollte, bin ich einfach auf die vorbereiteten Unterlagen gegangen.

Anscheinend lesen die hier die gleiche Zeitung wie die Leute in Mettlach.

Eva und Roland sehen das dann meistens, ansonsten muss ich kurz piepen, dann kommt einer, nimmt mich auf den Arm und bringt mich zum Lösen in den Garten.

Bis dahin müssen wir immer einige Treppen gehen, zum Glück bin ich die Hin-Und-Her-Tragerei schon von zuhause gewöhnt, wenn wir vom Auslaufgehege zurück ins Haus gebracht wurden.


Manchmal geht auch was daneben. Die Friedrichs mögen das, glaub' ich, nicht so, aber schimpfen tun sie nie. Naserümpfend machen sie die Hinterlassenschaften dann weg.

Nachts mach ich's allerdings umgekehrt. Dann piep ich erst hinterher, damit die Zweibeiner wissen, dass Entsorgung angesagt ist. Ordnung muss sein – auch im neuen Zuhause.


Die haben mir hier einen Löseplatz eingerichtet, da liegt Rindenmulch. Könnt ihr Euch das vorstellen ?

Da mach ich doch kein Geschäft hin! Ich sammel' lieber die größten Mulchstücke, schlepp' sie quer durch den Garten und knabbere darauf herum.

Meine Geschäfte verrichtete ich in den ersten Tagen auf der Wiese, mittlerweile habe ich einen viel angenehmeren Platz für mich entdeckt – doch davon später mehr.




Diese Friedrichs lassen sich einigermaßen was einfallen, um mich zu belustigen, so zum Beispiel mit so einem albernen Pappkarton-Haus, wo sie sie tierisch freuen, wenn ich durch die Türe einsteige und das Haus durch das Fenster wieder verlasse. Aber ich darf ausgiebig daran knabbern.

Das macht mir Spaß.





Aber auch das Schnabeltier, die Maus, Balli und Bärli mag ich gern.

Den gelben Igel allerdings, den mag ich überhaupt nicht.

Den hab ich mal ordentlich verbellt !

Ebenso wie diese unangenehme Schrubb-Bürste mit den gelben Stachelhaaren. Die weise ich auch in ihre Schranken.



Mein bester Kumpel hier heißt Rudi. Rudi Rabe. Mit ihm verbringe ich gerne Zeit, allerdings ist er eher ein temperamentloser Zeitgenosse. Hier aber ein Bild von uns.




Jeden Abend hab ich so meine „5 Minuten“, die manchmal auch 30 dauern können. Dann tobe ich herum, knabbere hektisch an allem und jedem und manchmal kneife ich so fest zu, dass meine Friedrich-Menschen jaulen. Ein paar Tage lang wussten die beiden nicht so recht damit umzugehen, aber ihr Verhalten wird jetzt zunehmend gelassener in diesen Momenten.

Manchmal ermahnen die mich, aber die Hundesprache müssen die erstmal richtig lernen.

Manchmal drehen die sich dann nach einem Jaulen weg und lassen mich stehen. Das gibt’s doch nicht !!!

Roland kann mich in solchen Momenten, wenn ich lange so richtig hochdrehe, recht gut beruhigen. Dann schlaf' ich manchmal sogar bei ihm ein.

Manchmal nennen die mich Springbock.


An die Wohnung hab ich mich jetzt auch gewöhnt. Ein paar Sachen, die mich mächtig stören, hab ich aber verändert:

So zum Beispiel die Flickenteppiche, die hier überall im Weg liegen. Die sammel' ich auf einer Stelle und knabbere die Fransen an. Eine super Stolperfalle für die Zweibeiner und ein guter Turm, zum klettern und darin herumwälzen.

Diese tonnenschwere Eule, die hier herumsteht (die Menschen sagen Türstopper) trag ich herum.

Ich liebe Evas Strickstrümpfe, die sammel' ich und versteck' sie an den verschiedensten Stellen. (Aber nicht paarweise!)


Was mich stört, ist die Höhe des Menschenbettes. Ich bin einfach noch zu klein, um problemlos hineinzuklettern.

Aber eines Nachts, meine Menschen wissen bis heute nicht wie, hab ich es geschafft:

Ich bin zu Eva ins Bett gehüpft und hab mich vor ihrer Brust gemütlich eingekringelt und geschlafen.

Für alle Fälle ist jetzt um das Menschenbett herum alles gut gepolstert.

Tag für Tag hab ich mich hier besser eingelebt. Die Friedrichs sagen, ich wär' sehr selbstbewusst, sehr neugierig, sehr klug und sehr hübsch!



Muss sagen, die beiden haben sich auch gut entwickelt, die waren anfangs sehr besorgt, besonders draußen, wenn ich an den Grünpflanzen genagt habe.

Die beiden sind mittlerweile gelassener und trauen mir mehr zu. Aber manchmal bremsen sie mich auch aus. Weil ich noch so klein bin, sagen sie.



Seit meinem vierten Tag hier im Tal untersuche ich den Garten in einem größeren Radius.

Da gibt’s den „Wiesengarten“ und eine Etage tiefer den „Waldgarten“.

Von da aus geht’s durch den Zaun über den Bach in den Wald.


Eva und Roland sind nun auch entspannter, wenn ich den „Steilhang“ erkunde.


Damit ich keine Treppen laufen muss, hat Roland „Serpentinen“ im Garten angelegt.





Dort geht’s unter Fichten, die wachsen bis in den Himmel. Da liegen überall Tannennadeln und Sägespäne, da lässt sich's prima lösen; den Löseplatz hab ich mir selbst ausgesucht – von wegen Prägung! Dort unten sitz' ich schattig und weich. Hab gute Aussicht auf die Grundstücksgrenze und auf den Bach, eigentlich ein reißender Strom mit wahnsinnigen Stromschnellen und einer Wassertiefe von gut 5 Zentimetern !


Dort war ich nämlich gestern zum ersten Mal!




Ein weiterer spannender Ort im Garten ist der 300-Liter-Regenwasser-Tank. Der tropft und man kann sich herrlich unter ihm in der Höhle verstecken und gleichzeitig Wassertropfen fangen!


So, Ihr Lieben, mein Brief endet hier.

Von vielen weiteren Abenteuern könnt ich berichten, aber für heute soll das alles sein.

Wie ihr seht, geht es mir gut.

Macht Euch um mich keine Sorgen, ich fühle mich hier wohl und ich werde von den Rudelmenschen Eva und Roland sehr geliebt.


Ich schick Euch herzliche Grüße und wenn wir uns wiedersehen, freue ich mich riesig.

Tschüss. Bis bald.


Eure Ilvy



22.08.2014